Nahkampf

Chinesisches Boxen stellt einen Weg des Lernens und der Arbeit am eigenen Selbst dar. Dabei erlernte Techniken sind – neben allen gesunderhaltenden Aspekten für Körper und Geist – in ihrem Wesen darauf ausgerichtet, Angriffe auf die eigene Person abzuwehren, wobei andere Personen verletzt werden können.

Tatsächlich geht es im Chinesischen Boxen nicht um Sport, nicht um das Sich-Messen in einer geschützten Atmosphäre, sondern um das Überleben in einer bedrohlichen Situation. Bevor also der Weg beschritten wird, fragen Sie sich, ob Sie wirklich diesen Weg wählen möchten. Viele andere Stile, Künste und Sportarten erlauben die Verbesserung der eigenen Fähigkeiten, ohne den sportiven Charakter zu verlieren.

Vom WIE statt WAS

Wir begreifen das Chinesische Boxen eher als Methode denn als Stil, da es in vielen Fällen eher darum geht, WIE eine Bewegung ausgeführt wird, als darum, um WAS für eine Bewegung es sich handelt.

Im Chinesischen Boxen geht es um den Umgang mit Energien und Kräften, die zunächst im eigenen Körper und im eigenen Bewegungsablauf erkundet werden und in der Folge zu der Fähigkeit führen, einwirkende Energien und Kräfte zu absorbieren, umzulenken oder gar in ihr Gegenteil zu verkehren. Der Begriff Kraft kann dabei als physische Energie oder Kraft im Sinne von Joule, aber auch als Körper oder Lebensenergie Qi und letztlich auch als auf den Geist und die Psyche einwirkender Faktor verstanden werden.

Im Chinesischen Boxen wird diese Energiearbeit nach zehn grundlegenden Prinzipien gelehrt. Wir Autoren haben auch in anderen Bereichen der Kampfkunst Erfahrungen gesammelt und sind dem Chinesischen Boxen letztlich treu geblieben. Dies heißt jedoch nicht, dass wir das Chinesische Boxen als höherwertige oder gar überlegene Methode innerhalb der Vielzahl verschiedener Stile darstellen wollen. Die Diskussion über den besten und erfolgreichsten Stil ist aus unserer Sicht mehr als müßig.

Wir freuen uns über die große Bandbreite an Möglichkeiten und Facetten der verschiedenen Stilrichtungen und vertreten die Meinung, dass jeder in seiner Wahl frei ist und seine Erfahrungen machen kann und soll. Schüler und Lehrer anderer Stilrichtungen sind herzlich eingeladen, die Idee des Chinesischen Boxens kennenzulernen und ggf. davon zu profitieren. Wir haben in dieser Methode unsere Heimat gefunden und hoffen, auch andere von dieser noch weitestgehend unbekannten Form der Kampfkunst zu begeistern.

Wer sich auf das Chinesische Boxen als Schüler einlässt, wird feststellen, dass es nicht darum geht, dem Schüler eine äußere Form „überzustülpen“, sondern die Energien und Prinzipien in sich selbst zu entdecken und umzusetzen. Individualität in der Umsetzung der Prinzipien steht stets im Vordergrund und es ist völlig selbstverständlich, dass sich die Bewegungen der Schüler unterscheiden, so wie sie eben auch mit höchst unterschiedlichen Körpern ihr Training beginnen. Die Bewegungsabläufe sind insgesamt auf die Schonung der Gelenke angelegt, es ist für den Trainingsbeginn keine ausgeprägte physische Fitness, Beweglichkeit oder Kraft erforderlich und die Techniken können (zumindest vereinfacht) von Kindern erlernt werden. Ein Training bis ins hohe Alter hinein ist problemlos möglich.