Hintergrund und Geschichte des Chinese Boxing Institute

Im Gegensatz zu den äußeren Kampfstilen, die man auch Wai Jia Chuan (External Martial Arts) nennt, bezeichnet man die inneren Kampfstile als Nei Jia Chuan (Internal Martial Arts). Der Hauptfokus der inneren Kampfkünste liegt vor allem in der Entwicklung der körpereigenen Energie (Qi), der Gesunderhaltung und der Beruhigung des Geistes. Das Training konzentriert sich auf Muskelentspannung, mentale Entspannung, ganzheitliche Körperbewegung, runde, spiralförmige Bewegungen, die Vernetzung von Geist und zentralem Nervensystem und die Bewusstwerdung aller inneren, nicht-muskulären Strukturen des Körpers sowie deren Nutzung. Die Ursprünge der inneren Kampfkünste liegen in der Nei Gung Tradition der taoistischen Meditation. Das Energiekonzept des Nei Gung gilt auch als die Basis des ganzheitlichen Gesundheitskonzeptes der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM).

Der amerikanische Kampfkünstler und Begründer des Chinese Boxing Institute International (CBII) Christopher G. Casey war der Meinung, dass das Fundament des Inneren Boxens auf einigen grundlegenden Prinzipien ruht. Casey hatte im Laufe seines Lebens die Möglichkeit, mit einigen der herausragenden Meistern und Großmeistern des Inneren Chinesischen Boxens ihrer Generation zu trainieren. Er verbrachte viel Zeit in Taiwan und lernte u.a. Bagua Chang und Hsing-I Chuan von Meister Wang Shu Jin und Meister Shen Mou Hui. Von dem legendären Liao Wu Chang lernte er dessen Monkey Boxing Style und von den Meistern S.Y. Chen und P.C. Hsieh Fukien White Crane. Meister Tao Ping Siang unterrichtete ihn im Tai Chi Chuan und Meister Lo Man Kam in Yim Wing Chun.

Hier zeichnen wir einen kurzen Abriss der Linien und Abstammung:

  • Tai Chi Chuan (Taiji Quan):
    Yang Chen Fu – Chen Man-Ching – Tao Ping Siang – Casey
  • Hsing-I Chuan (Xing Yi Chuan) und Bagua Zhang:
    Chang Chao Tung – Wang Xiang Zhai – Wang Shu Jin – Casey
    Chang Chao Tung – Chang Chun Feng – Shen Muo Hui – Casey
  • Wing Chun:
    Yip Man – Lo Man Kam – Casey
  • Jun Fan Gung Fu:
    Bruce Lee – Taky Kimura, Dan Inosanto – Casey
  • Chin Na und Small Circle Theory:
    Wally Jay – Casey
  • Fukien White Crane:
    Chen, S.Y .– Hsieh, P.C. – Casey
  • Stone Killer Monkey:
    Liao Wu Chan – Casey
  • WaLu:
    Pa Ka – Casey

Im Laufe seiner Studien kam Casey zu der Erkenntnis, dass die verschiedenen Stile der inneren Kampfkünste wesentliche Gemeinsamkeiten haben, die für den energetischen Aspekt des Chinesischen Boxens maßgebend sind. Casey filterte diese Gemeinsamkeiten aus seinem Wissen um die verschiedenen Stile heraus, analysierte sie und formulierte schließlich zehn Kernprinzipien.

Seine Arbeit zu diesen Kernprinzipien wurde offiziell von der Koushu Federation of the Republic of China anerkannt und gewürdigt. Bei der Koushu Federation handelt es sich um eine Abteilung der taiwanesischen Regierung, welche die chinesischen Kampfkünste fördert und betreut. Casey arbeitete über zehn Jahre als deren „United States chief liaison officer“, mit dem Auftrag, die chinesischen Kampfkünste in den USA zu vertreten.

1982, nach längerem Aufenthalt in Deutschland, gründete Casey das Chinese Boxing Institute International (CBII). Er war der Ansicht, dass sich das Innere Boxen von dem Großteil der chinesischen Kampfkünste abhebt und daher eines eigenen Forums bedarf.

Das CBII pflegt die inneren chinesischen Boxkünste und die weitere wissenschaftliche Entwicklung des energetischen Boxens. Es fördert des Weiteren die Verbreitung und Würdigung der Boxkünste. Das Institut lehnt die traditionelle Verhüllung des Wissens in sogenannten „Geheimtechniken“ ab und ist der Meinung, dass die chinesischen Boxkünste Teil des kulturellen Erbes der Menschheit sind, ebenso wie z.B. die Musik Beethovens oder die Philosophie Aristoteles.

Casey ernannte James Cravens zum „chief instructor“ für die Vereinigten Staaten und Manfred Steiner aus Hannover zum „chief instructor“ für Europa – beide waren seine Schüler. Meister Lo Man Kam akzeptierte den Titel des „chief instructor“ für Asien. Zum Komitee der Mitglieder des Chinese Boxing Institute International (CBII) zählen Meister Tao Ping Siang und Meister Shen Muo Hui, beide aus Taiwan, und Professor Wally Jay, Gründer der „small circle theory“ des Jujitsu. Christopher Casey übernahm die Rolle des „international chairman“ und ernannte James Cravens zum Direktor und internationalen Präsidenten des CBII.

Seit dem Tod von Christopher G. Casey im Jahre 1986 leitet James Cravens das CBII und übernimmt die Aufgabe, dessen Ideen und das von ihm hinterlassene Wissen weiterzutragen und das Innere Boxen in seinem Sinne zu vermitteln. Er ernannte Detlef Zimmermann in Hannover 1999 zum deutschen Direktor des CBII. Cravens unterrichtet weiterhin aktiv in den Vereinigten Staaten und betreut dort mehrere Schulen, in denen das Innere Chinesische Boxen gelehrt wird.

Das Chinese Boxing Institute Germany versteht sich als direkte Schwester-Organisation des CBII und hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Chinesische Boxen in Deutschland bekannter zu machen, Veröffentlichungen zu Themen der inneren Kampfkünste ein Forum zu geben, Lehrern und Schülern ein Netzwerk zum gegenseitigen Austausch zu bieten und Menschen mit der Begeisterung für die inneren Kampfkünste zusammenzubringen.